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   (...) Dank des Stückes, das wir danach hörten, zähle ich das Konzert von Andrzej Bauer zu den größten künstlerischen Ereignissen dieses Jahres. Michal Talma-Sutt hat schon meine Aufmerksamkeit beim letztjährigen 'Warschauer Herbst' geweckt: seine elektroakustische Komposition Light and Shade hat einen Künstler mit ungewöhnlicher klanglicher Vorstellungskraft gezeigt, der auch die Form perfekt konstruiert.
    Das für Andrzej Bauer geschriebene, fast halbstündige Werk Cellotronicum erweist sich als rechtes Ideen-Feuerwerk der Interaktion zwischen einem Instrument und einem Computer. Der Solist holt alle möglichen Klänge aus dem Cello heraus, welche man an dem Instrument gewinnen kann, der Computer bearbeitet sie und fügt die andere musikalische und strukturelle Schicht hinzu. Quasi nichts Neues ­ aber der Komponist hat eine rare Sache geschafft: die Vereinigung beider Partien, die Verschmelzung, die so stark ist, dass sie bei den Zuhörern den Eindruck erweckt nur ein Instrument zu hören. Wir haben hier wirklich nichts mit 'einem Cello mit Begleitung' zu tun, sondern mit dem richtigen 'cellotronicum'. Dabei haben die Klänge der elektroakustischen Schicht, die Talma-Sutt verwendete, nicht seines Gleichen: sie sind ergreifend, sie schimmern in unglaublichen Farbtönen, sie scheinen eine fast greifbare Faktur zu besitzen ­ die mal rau ist, dann wieder glatt; dazwischen gibt es Klänge, die warm sind, aber auch die, die mit Kälte versetzen; die Klänge, die wie mit einem Messer Luft schneiden, Klänge, die stechen und niederdrücken.
     Alles das in einem langem Werk, das selbst bei der Wiederholung (in der Hälfte der Uraufführung ist dem Cellisten eine Seite gerissen, er musste das Stück von Anfang an spielen) keineswegs ermüdete, ganz im Gegenteil ­ hinaufzog und die Begeisterung weckte. (...)

Adam Suprynowicz 'Es ist nicht so, wie es Ihnen scheint zu sein'
Ruch Muzyczny XLVI/Nr. 24, 24 November 2002